Werbeagentur Kessler // Werbung in Niederösterreich von 1965 – 1975

50 Jahre kessler-werbung –  Die traditionsreiche Werbeagentur in Niederösterreich. In diesen Tagen wird die kessler-werbung 50 Jahre alt. Grund genug ein paar Impressionen der ersten Tage zu schildern. Man muss sich vorstellen: 1965 waren ca. 5 Werbeagenturen in Niederösterreich gemeldet. Heute gibt es über 4.000 Gewerbescheine im Land. Werbung in Niederösterreich von 1965 – 1975

„Werbung zu machen – das war immer mein wichtigstes Bestreben!“

Prof. Erwin Kessler (80), Gründer Niederösterreichs erster Werbe-Agentur, über seine Anfänge in den 1950er und 1960er Jahren: die Geschichte von „Kessler-Werbung“!

Spar Österreich in den Sechzigerjahren, Spar Neunkirchen, Spar Mühlfeld, Werbeagentur kessler, Werbeagentur für Markenwerbung, Werbeagentur Niederösterreich, Kessler Werbeagentur „Im Wirtschaftsleben eingebunden“ war Prof. Erwin Kessler von Anfang an. Nach absolvierter Matura an der Handelsakademie arbeitete der spätere Werbe-Pionier zunächst im väterlichen Betrieb, einer Bürstenpinselerzeugung in Gloggnitz. Hier gab es auch ein Geschäft, in dem neben den Stammprodukten Lederwaren, Haushaltsartikel, Kosmetik- und Parfümerie-Produkte verkauft wurden. Kessler Junior war für den Bereich der Großabnehmer zuständig und vertrieb Reinigungsmittel für Fabriken und Hotels. Speziell bei letzteren wurden Kontakte geknüpft, die sich später als hilfreich heraus stellen sollten.

Parallel dazu war Erwin Kessler bei der Firma Morenita [Anm. d. A.: ein „Nebenprodukt“ der VAUKO (Mitbegründer von SPAR) -Marke „Regio-Kaffee“]  auch im Kaffeegeschäft  tätig. Kessler: „Das war eines meiner Lehrstücke, denn das Kaffeegeschäft war das härteste, was es damals gegeben hat!“ Anschließend folgte eine Tätigkeit in der Rechnungsabteilung der Wirtschaftskammer. Das Mindestgehalt reichte allerdings kaum zum Überleben und konnte noch weniger eine Familie ernähren, und so wurde Erwin Kessler durch Vermittlung eines Freundes  „Filialinspektor“ bei der Wäschefirma Gazelle. Parallel dazu absolvierte er auf der Hochschule für Welthandel [heute: Wirtschaftsuniversität Wien] einen „Lehrgang für Werbung und Verkauf“, der Erwin Kessler zum akademisch geprüften Werbe- und Verkaufskonsulenten machte.

Erwin Kessler:

„Es war immer mein Bestreben, in der Werbung tätig zu sein, und ich hatte damals mit der Werbeagentur der Gazelle beste Kontakte gepflegt, und habe dann gesagt:

Jetzt ist der beste Zeitpunkt. Jetzt mache ich mich selbstständig, das war im Juni 1965!

Hochhauser_Tankstelle_Neunkirchen_Markenartikelwerbung_Werbeagentur_Neunkirchen_Webdesign_NeunkirchenHeute ist alles freizügig, aber zu meiner Anfangszeit waren Anzeigen und Beratung gebundene Gewerbe, die eine kaufmännische Ausbildung voraus gesetzt haben, die ich Dank Handelsakademie, Praxis und den akademischen Lehrgang mitbrachte.

Als ich begann, gab es in Niederösterreich kaum mehr als zehn Betriebe, die sich im weitesten Sinn mit Werbung beschäftigt haben; ein Werbepsychologe, eine Anzeigenvermittlung, aber: keine Werbeagentur! Ich hab‘ mir damals die Gewerbescheine für Vermittlung und Beratung genommen, mit diesen konnte ich eine Werbeagentur betreiben.“ 

Die alten Kontakte von Gazelle und von der VAUKO halfen beim Start, und für einen ehemaligen Gazelle-Mitarbeiter der nun für die Firma Hoover Staubsauger tätig war, konnten bald Personalanzeigen,und wöchentlich in neun Bezirkszeitungen von Baden bis Oberwart  ganzseitige Anzeigen für die VAUKO geschaltet werden.

Der Werbe-Pionier: vom Fremdenverkehr zum Tourismus – die 1960er

Schon bald rückte die Fremdenverkehrswerbung in den Fokus von Erwin Kessler. In den westlichen Industriestaaten stieg die Zahl der Auslandsreisen im Laufe der 1950er Jahre sprunghaft an. Die so genannte Wirtschaftswunderzeit setzte nach Unterzeichnung des Staatsvertrages auch in Österreich mit etwas Verzögerung ein. Während die Wintersportorte im Westen und Kärnten im Sommer schon in den 1950er Jahren zu den beliebtesten Reisezielen des Landes zählten, entwickelten  sich viele Regionen in Ostösterreich erst im Laufe der 1960er und 1970er Jahre zu touristischen Anziehungspunkten. „Zu Beginn gab es kaum Geld und ganz allgemein wenig Interesse für Tourismus“, erinnert sich Erwin Kessler. Er trat mit der für Werbung zuständigen Abteilung der NÖ Landesregierung in Kontakt, später auch mit der Österreich-Werbung. Auf diese Art konnten erste Aufträge für Werbung in Deutschland lukriert werden. Österreich war schon in diesen Jahren das beliebteste Urlaubsland der deutschen Nachbarn. Erwin Kessler knüpfte Kontakte zu deutschen Zeitungen und übernahm bald Verlagsvertretungen einer Reihe deutscher Printmedien für Niederösterreich, Wien, Steiermark und Burgenland. Somit gelang es in der Folge, vor allem Auslandswerbung für verschiedene Regionen Ostösterreichs zu positionieren. Um hier noch effizienter zu sein, wurde die Idee von „Fremdenverkehrsregionen“ geboren, bei deren Gründung Erwin Kessler ebenfalls aktiv mitwirkte:

Prospekt_steirisches_Salzkammergut_folder_Tourismuswerbung, Werbeagentur für Tourismuswerbung, kesslerwerbung„Gemeinschaftswerbung war damals ein großes Thema. Gemeinsam mit dem zuständigen Hofrat der Burgenländischen Landesregierung habe ich versucht, Fremdenverkehrsregionen zu bilden, den „Neusiedlersee“ haben wir damals sozusagen gegründet, weil die einzelnen Gemeinden gesagt haben, wenn wir was tun wollen, sind wir gemeinsam stärker, als wenn jede einzelne Gemeinde etwas macht – und das hat sich dann recht gut entwickelt. Ich habe dann auch den Etat von der Steiermark für die Landesfremdenverkehrswerbung bekommen. 

Wir haben dann nicht nur im Burgenland, sondern auch in der Steiermark diese einzelnen Regionen gegründet und anschließend für diese gearbeitet.“

Mit den Aufgaben an die Werbeagentur wuchs auch die Firma. 1968 wurde der Gründungs-Standort Gloggnitz aufgegeben und die Firma nach Neunkirchen verlegt. Erwin Kesslers Ehefrau Waltraud – man hatte sich bereits Mitte der 1960er Jahre kennen gelernt, als sie im Geschäft des Vaters Mitarbeiterin war, 1969 wurde geheiratet – trat in die Firma ein. 1971 wurde die Agentur im eigenen Haus am Standort Brunnenplatz 3 in Neunkirchen eröffnet, wo sie sich heute noch befindet. Herr Wolfsberger, ein Grafiker, steuerte das markante gelbe Logo bei, das bis heute Gültigkeit hat. Darüber hinaus unterhielt Erwin Kessler auch in Wien ein Büro, an das er sich schmunzelnd erinnert:

„Ich habe eine Bude gehabt in Wien, aus Uni-Zeiten, und diese Bude in der Riemergasse habe ich beibehalten, in dem Haus in dem das ehemalige Rondellkino [Anm.: heute Jazzclub „Porgy & Bess“] war, im ersten Stock. Die ‚Baronin‘, die Frau Klinger, war meine Sekretärin in Wien, und später auch heraußen in Neunkirchen.“ 

weissenboeck_neunkirchen_werbung_Baustoffwerk_Anzeigenschaltung_Medienstreuung_Medienproduktion, Werbeagentur für MedienschaltungIn den 1970er Jahren gab es auch im Burgenland (Mörbisch) ein Kontaktbüro. 1975, zehn Jahre nach der Gründung, waren bereits sieben Mitarbeiter und genau so viele freiberufliche Kreative für die Firma „Kessler Werbung“  tätig. Neben dem Chef und seiner Gattin (kaufmännische Verwaltung)  waren dies Elfriede von Klinger (Wien, Buchhaltung), Sieglinde Ofner (Kundenbetreuung, Innendienst), der spätere Tourismus-Profi Erich Schabus (Werbeberater im Außendienst), Gabriele Schabauer (Kalkulation, Streuung) und der Grafiker Luis Handler. Der überwiegende Teil der Grafik- und Textarbeit wurde durch Einkauf von Fremdleistungen eingebracht, um möglichst flexibel und anpassungsfähig zu sein. Hauptbetätigungsfeld war die Fremdenverkehrswirtschaft, daneben Industriebetriebe und die lokalen Gewerbebetriebe in der Region Neunkirchen.
Die Firma Weissenböck beispielsweise ist Kunde seit den Anfangsjahren und bis heute Partner von „Kessler Werbung“.  – Zu den Hauptkunden in den 1970er Jahren zählten  die Österreichische Fremdenverkehrswerbung, die Niederösterreichische und die Burgenländische Landesregierung, jeweils mit allen Gebietsverbänden, das Landesfremdenverkehrsamt der Steiermark, sowie Kurdirektionen, Reisebüros, Hotels und Pensionen.

Als Werbung noch Service und Handwerk war – Die Werbeagentur in den 1970ern  

puchberg_schneeberg_zeitungsinserat_70erjahre_deutschland_reiseteil, Werbeagentur für TourismuswerbungTrotz Radio- und Fernsehwerbung war die Zeitungswerbung in den 1970er Jahren nach wie vor von herausragender Bedeutung; und anders als man annehmen könnte, zählten Farb-Inserate nach wie vor zu den Ausnahmen. „Kessler-Werbung“ präsentierte ab Beginn des Jahrzehnts einen „Leitfaden für Printinserate in regionalen und überregionalen Zeitungen“, in denen die wichtigsten Zeitungen Deutschlands (Frankfurter Allgemeine, Lübecker Nachrichten, Die Zeit, Die Welt am Sonntag), Österreichs, aber auch Zeitungen und Magazine aus Holland, der Schweiz, Frankreich, Italien und Skandinavien gelistet waren, die allesamt mit der Firma Kessler zusammen arbeiteten. Den Kunden wurde ein Pool an Zeitungen angeboten, um ihre Inserate zu schalten, Layoutvorschläge, grafische Gestaltung, und ein umfassendes Service, vom ersten Kontakt mit den Kunden bis zum Zeitungsinserat, war essenzieller Bestandteil der Werbetätigkeit.

 

Mit der Tourismus-Prospektfamilie zum Staatspreis!

Ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre wurde die traditionelle Werbung in Niederöstereich vermehrt durch Verkaufsförderungsschwerpunkte und gezielte Maßnahmen im Bereich der Verkaufsförderung ergänzt. Viele Gemeinden haben sich aus Gründen der Kosteneinsparung, Vereinfachung und Konzentration zu Fremdenverkehrs-Gebietsverbänden zusammen geschlossen, die wiederum in fünf verschiedenen Regionen agieren. Alle Drucksorten, Broschüren und Prospekte wiesen trotz individueller Schwerpunkte einen „konsequenten Niederösterreich-Stil“ auf, wie in der Broschüre  des Wirtschaftsministeriums zum Staatspreis für Werbung 1981 festgehalten wurde. Vom Gesamt-Niederösterreich-Verkaufskatalog, über die Regionen-Kataloge bis hin zu einzelnen Gemeinde-Prospekten präsentierten sich die Tourismus- Prospektfamilie in einem einheitlichen Layout, für das die Firma „Kessler- Werbung“ verantwortlich zeichnete. Kessler präsentierte aber nicht nur in Niederösterreich eine konsequente Werbelinie, eine „Prospektfamilie“ gab es auch für das steirische Salzkammergut, für das Burgenland, das Mittelburgenland, oder für die Gemeinden als direkte Auftraggeber: Bad Aussee, Altaussee, Mitterndorf, die Bucklige Welt, Göstling,  Puchberg, Neunkirchen, Bad Schönau, Aspang, Hochwolkersdorf, Edlitz, Thomasberg, Grimmenstein usw. – für alle gestaltete die Firma Kessler die Werbemittel. – Für die Niederösterreichische Fremdenverkehrswerbung mit dem Slogan „Niederösterreich…wo Ferien noch Ferien sind!“ gab es dafür 1981 eine „Staatliche Auszeichnung für Werbung“.

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